
COCO Papierarbeiten

Bemerkungen zu Petra Hagedorns Multiples
Seltsam diffuse, wabernde und grell leuchtende (Unterwasser-) Landschaften samt schwimmender, schräger und hügeliger Horizonte; nebulos und wolkig ausgedehnte Räume, die bisweilen mit gerasterten, seriellen oder ornamentalen Strukturen kombiniert werden – diese fantastischen (Welten-)Räume bilden die Bühnen für Petra Hagedorns Reisen ins Fabelland der Imaginationen.
Im Mittelpunkt der fabelhaften Geschichten steht der König. Begleitet von Tieren und Wesen aller (Un-)Arten ruht er, beobachtet er, wandelt oder agiert – mitunter leistet ihm Königinnen Gesellschaft. Die Protagonisten sind in surreale Szenerien verwickelt, die sich nicht unmittelbar erschließen, die mehr Rätsel aufgeben als dass sie klare Vorstellungen liefern: Der König zieht einen Hund an einem Band einen Hügel hinauf; ein weiteres Bild zeigt den König hockend neben einem, mit einem Schirm ausgestatteten Hund; in anderen Bildern findet sich die Krone auf einem spaziergehenden Fisch oder einem sitzenden Frosch wieder. In weiteren Arbeiten klettern Königinnen an amöboiden Formen empor oder führen gemeinsam mit dem König einen Tanz auf. Die fantastischen Figuren bewegen sich inmitten wolkiger Landschaften, die wiederum mit Lineamenten und ungegenständlichen Formen durchwoben sind.
Das Groteske dieser Geschichten rührt aus dem ungewöhnlichen Zusammentreffen von Gegenständen und Figuren, die sich gewöhnlicherweise nie begegnen würden. Es sind Rendezvous, die beim Betrachter eine Welle der Fantasie hervorruft; absurde Geschichten, wilde Träumereien; eigentümliche Begebenheiten brechen sich Bahn.
Forciert wird die Imagination durch die seltsame und zugleich anziehende Atmosphäre dieser Arbeiten, die im jähen Aufeinandertreffen von irrealen, kräftig farbigen Räumen einerseits und den comicartig, naiv anmutenden Figuren andererseits ihren Ursprung findet.
Die utopisch anmutenden Räume verdanken ihre Gestalt dem Einsatz des Grafik-Programms Photoshop. Die Künstlerin greift auf eigene Bilder oder Fotografien zurück, die sie einem blow up unterzieht. Als Ausgangsmaterial für diese vielfache Vergrößerung genügt ein sehr kleiner Bild-Ausschnitt. Aus diesem vergrößerten Ausschnitt wird wiederum ein Segment gewählt und einer Vergrößerung unterzogen. Um die Verfremdung zu verstärken, werden bisweilen die Farben stark modifiziert. Am Ende dieser Vergrößerungs- und Modifikations-Prozedur ist der ursprüngliche Ausschnitt des Ausgangsmaterials nur mit Mühe zu identifizieren. Nunmehr werden die Farb-Territorien durch konturierende Linien oder betonende Farbflächen ein weiteres Mal bearbeitet und mit diverser Personage bevölkert.
Entgegen ihrer naiv und anmutenden Erscheinung verkörpern die Figuren einen kritischen, bisweilen ironischen Kommentar. Des „Königs neue Krone“ ist nicht zu übersehen, allein die Autorität dieser Papierkrone darf in Zweifel gezogen werden. Die dargestellten Begebenheiten, die mithin frag- und hilflos erscheinende Mimik und Gestik sowie die weiteren Figuren scheinen offensichtlich nicht eines Königs würdig. Der sich als die Krone der Schöpfung verstehende Mensch offenbart sich in Petra Hagedorns Arbeiten als hilfloser, bisweilen überforderter Protagonist.
Es stünde dem König Mensch gut zu Gesicht, sich die (Papier) Krone zu recht zu rücken oder gleichsam abzusetzen und das eitle, kleinmütige und mitunter banale Spiel des Lebens zu hinterfragen. Petra Hagedorn proklamiert eine Welt, in welcher der Mensch – seiner Hybris überdrüssig – die Schöpfung und seinesgleichen achtend sich selbst den Spiegel vorhält. Echte Weltgemeinschaft verlangt keine Könige.
Dr. Sven Nommensen
Humor ist einfach eine komische Art, ernst zu sein.
Peter Ustinow
Alles Theater
LaOla
Nasser Golfer
Petra Kathrin Hagedorn
Galerie am Deich
Neuländer Elbdeich 212a
21079 Hamburg
Tel.: 040 774794, mobil 0151 6251 6492
Graduierte Designerin im Fachbereich Buchillustration (FHH Gestaltung Hamburg)
Studium der Malerei bei div. Künstlern.
Freischaffende Künstlerin und Illustratorin für diverse Buchprojekte, lebt und arbeitet in Hamburg-Harburg
Diverse Ausstellungen in Deutschland, u.a.:2019 Fischhalle im Binnenhafen STREIFENBILDER · 2015 2016 2017 SCHAURAUM · 2015 SCHAURAUM · 2014 SCHAURAUM · 2014 ALLES WIRD SCHÖN · 2013 SCHAURAUM · 2013 Hamburger Rathaus · 2013 SCHAURAUM · 2012 Kunststätte Bossard · 2011 Prinzwerk Galerie · 2010 Jesteburger Kunstwoche · 2009 artplacement zu Gast im Jenischpark · 2009 Ausstellungsraum KUBUS, Hamburg · 2008 SCHAURAUM · 2007 SCHAURAUM · 2006 Jesteburger Kunstwoche: · Juraschek Kunstgalerie: · Schauraum Schwarzenbergstraße: „Dialogische Einheit“ · Landesgartenschau Winsen: · 2005 Kunstverein Harburger Bahnhof: · 2004 Hafensafari3 „Kleiner König“ · sowie Helmsmuseum Hamburg: · Altonaer Museum „Engel“ · Galerie Morgenland. „Fifty-Fifty“ |